Wenn auf den Wiesen in St. Veit • Schwarzach • Goldegg die ersten Gänseblümchen blühen, wenn der Tau am Morgen länger glitzert und die Luft wieder nach frischem Gras riecht, beginnt auf der Salzburger Sonnenterrasse eine besondere Zeit – die Karwoche.
Sie ist geprägt von überlieferten Bräuchen, die nicht nur weitergegeben, sondern wirklich gelebt werden – mit Freude, Vertrautheit und im Einklang mit der Natur. Vom Palmbuschenbinden bis zum Ratschengehen, vom geweihten Osterkorb bis zum Eierfärben. Diese Rituale geben Halt, entschleunigen und verbinden Generationen.
Ein besonders stiller, aber tief verwurzelter Brauch ist das Färben der Ostereier am Gründonnerstag. Ganz ohne künstliche Farben – nur mit dem, was die Natur gerade jetzt schenkt: Zwiebelschalen, frische Kräuter und Blüten vom Wegesrand. Eine einfache Arbeit mit den Händen, getragen von einem feinen Gespür für das Echte. In vielen Familien wird dieser Brauch von Generation zu Generation weitergegeben – so wie auch bei Verena Schnegg von @vrenali.kocht, die das Eierfärben mit Naturmaterialien einst von ihrer Schwiegermutter gelernt hat.
Warum das Ei zu Ostern gehört.
Das Ei steht seit jeher als Symbol für neues Leben und für die Kraft des Neubeginns. Im christlichen Glauben wird es als Zeichen der Auferstehung verstanden. Während der Fastenzeit wurden früher keine Eier gegessen, die Hühner legten jedoch weiter. Also sammelte man die Eier, kochte sie haltbar – und färbte sie, um sie später von den frischen unterscheiden zu können. Aus dieser praktischen Notwendigkeit heraus entstand ein Brauch, der bis heute gepflegt wird. Einfache, gekochte Eier, gefärbt mit dem, was Haus und Natur hergaben.
Ein besonderer Tag: der Gründonnerstag.
Der Gründonnerstag war und ist in vielen Haushalten der drei Sonnengemeinden ein Tag der Vorbereitung. Es wird gebacken, geputzt, geordnet – und eben auch gefärbt. Oft gemeinsam am Tisch. Die Kinder helfen beim Sammeln der Kräuter, die Erwachsenen binden und kochen. Eier, die an diesem Tag gefärbt wurden, galten als besonders segensreich. Sie kamen in den Osterkorb, wurden verschenkt oder ins Haus gelegt, als Zeichen für Schutz und Fruchtbarkeit.
Färben mit Zwiebelschalen – einfach, schön und ganz natürlich.
Zwiebelschalen waren schon immer leicht verfügbar. Sie färben die Eierschale in warmen Tönen – von zartem Gelb bis tiefem Rotbraun, je nachdem, wie lange der Sud gekocht wird. Gemeinsam mit Blättern oder Blüten, die direkt auf die Eierschale gelegt und mit einem Stück alter Strumpfhose fixiert werden, entstehen feine, natürliche Muster. Jedes Ei ist ein kleines Unikat – kein zweites sieht gleich aus. Und gerade das macht diesen Brauch so besonders.
Was die Frühlingswiesen hergeben.
Die Natur rund um St. Veit • Schwarzach • Goldegg zeigt sich im Frühling von ihrer feinen Seite. Vieles, was sich zum Färben eignet, wächst direkt vor der Haustür. Besonders gut eignen sich Gänseblümchen, die klare Kreise hinterlassen, sowie Spitzwegerich mit seiner markanten Blattstruktur. Sauerklee mit seinen herzförmigen Blättern ist ebenfalls ein schönes Motiv, ebenso wie duftende Veilchen, Wiesenrispengras oder Schafgarbe. Ein kurzer Spaziergang genügt – und das Sammeln wird selbst zum Teil des Rituals.
So gelingt das natürliche Eierfärben Schritt für Schritt.
In einem liebevoll gestalteten Reel zeigt Verena Schnegg von @vrenali.kocht, wie einfach das Färben mit Naturmaterialien funktioniert. Der Brauch wurde ihr von ihrer Schwiegermutter weitergegeben – und sie teilt ihn heute mit großer Freude. Das Video dazu findet ihr hier.
✦ und so funktioniert das Färben ✦
Zuerst werden frische Kräuter und Blüten gesammelt. Zuhause wird ein großer Topf mit Zwiebelschalen und Wasser aufgesetzt. Der Sud sollte mindestens 30 Minuten leicht köcheln, damit sich die Farbstoffe gut lösen.
Nun werden die weißen Bio-Eier vorbereitet. Auf jedes Ei wird ein kleines Blatt oder eine Blüte gelegt, dann wird das Ei fest in ein Stück alter Strumpfhose gewickelt und mit einem Garn gut verschnürt. So bleibt das Muster beim Kochen erhalten.
Die vorbereiteten Eier werden anschließend etwa zehn Minuten im Zwiebelschalensud gekocht. Wer möchte, lässt sie danach noch ein wenig im Sud ziehen – das intensiviert die Farbe. Nach dem Kochen werden die Eier vorsichtig abgeschreckt, aus der Hülle gewickelt und trocken getupft. Schon beim Auspacken zeigt sich: Jedes Ei ist einzigartig. Ein Tropfen Speiseöl verleiht den gefärbten Eiern zum Schluss einen natürlichen Glanz.
Ein Brauch, der nachwirkt.
Das Eierfärben am Gründonnerstag ist ein stilles Tun. Es braucht nicht viel, nur Zeit, ein wenig Geduld und ein Gespür für das Schöne im Einfachen. Es entschleunigt und schafft Verbindung – zu sich selbst, zur Familie, zur Natur. In den drei Sonnengemeinden gehört dieser Brauch noch immer ganz selbstverständlich zum Osterfest dazu. Nicht, weil man muss – sondern weil es gut tut.
Verena Schnegg | vrenali.kocht