Dr. Gottfried Trattner ist „unser“ Hausarzt in St. Veit und bei seinen Patienten sehr beliebt.
Er wird demnächst eine Ausbildung zum Kurarzt absolvieren. Derzeit wird recherchiert, wie man unser Heilklima für Kuren auf der Salzburger Sonnenterrasse nutzen kann. In dieser schweren Zeit haben wir mit dem sympathischen Arzt gesprochen und einige interessante Dinge von ihm erfahren. Wieso Arzt nicht die erste Berufswahl war und wieso es jetzt sein Traumberuf ist, verrät er im Interview.
Wieso hast du dich für diesen Beruf entschieden?
Dr. Trattner:
Eigentlich wollte ich Physiotherapeut werden. Leider bzw. Gott sei Dank habe ich die Aufnahmeprüfung drei Mal nicht bestanden. Zur Überbrückung bis zur jeweils nächsten Aufnahmeprüfung habe ich Medizin zu studieren begonnen. Das Studium wurde immer interessanter und da ja Arzt auch nicht ein so schlechter Beruf ist, habe ich mich entschlossen fertig zu studieren. Mittlerweile ist Hausarzt mein Traumberuf und bin eigentlich sehr froh, dass es mit der Physiotherapie nicht funktioniert hat.
Welche Unterschiede gibt es für Hausärzte am Land und in der Stadt?
Dr. Trattner:
Nach meinem Turnus habe ich eigentlich nur Ärzte am Land vertreten. Ich kann mir vorstellen, dass die Bindung zu den Patienten am Land ein wenig enger ist als in der Stadt. Über viele Jahre entsteht zu manchen Patienten ein schon fast freundschaftliches Verhältnis. Es wird einem auch eine große Wertschätzung und Dankbarkeit als Landarzt entgegengebracht. Häufig kommt es vor, dass mir Patienten Geschenke machen, wie Eierschwammerl, Marmeladen, Eier, Speck, Schokoladen u.v.m. – das freut mich natürlich immer sehr. Das wird in der Stadt weniger der Fall sein.
Wie oft muss man Patienten zu Hause aufsuchen?
Dr. Trattner:
Einige meiner Patienten sind bereits in einem hohen Alter oder schlecht mobil und haben Schwierigkeiten in die Ordination zu kommen. Bei diesen Patienten mache ich selbstverständlich Hausbesuche in regelmäßigen Abständen.
Weiters betreue ich zusammen mit meinen Kollegen das Seniorenheim in St. Veit sowie das Provinzenz-Heim in Schwarzach. So kommen doch einige Stunden in der Woche zusammen!
Wir sind ebenso zur Absolvierung von Bereitschaftsdiensten verpflichtet. Unter der Woche sind meine Kollegen und ich immer bis 23.00 Uhr erreichbar. Danach ist ein Telefondienst für das ganze Bundesland zuständig. Trotzdem ziehen es leider viele Patienten vor, sofort ins Krankenhaus zu fahren, obwohl das eigentlich nicht der Sinn der Sache ist. Ambulanzen sollten eigentlich nur dann aufgesucht werden, wenn wirkliche Notfälle bestehen bzw. wenn die Patienten durch den Allgemeinmediziner überwiesen werden. So könnten sicherlich riesige Kosten im Gesundheitssystem eingespart werden.
Ist die Anfahrt oft beschwerlich, gerade im Winter?
Dr. Trattner:
Mit Spikes und Allrad bin ich für Visiten im Winter gut aufgestellt, dennoch liegen manche Häuser in unserem Sprengel sehr entlegen und meine Frau hat im Winter sicherlich des Öfteren Sorge, ob ich von Visiten in der Nacht im Winter bei Schnee wieder heil zurückkomme.
Weshalb gibt es so wenig Hausärzte? Wieso ist dieser Beruf so „unbeliebt“?
Dr. Trattner:
Viele Studenten kommen im Studium kaum in Kontakt mit dem Fach Allgemeinmedizin. Studenten absolvieren ihre Famulaturen meist im Spital, auch der Common Trunk findet fast nur noch im Spital statt, somit lernen viele junge Kollegen das Fach erst gar nicht kennen. Wenn sich dann doch einmal ein Student in meine Ordination verirrt, dann sind die meisten von der Allgemeinmedizin begeistert. Viele ändern ihre Meinung und können sich ein Leben als Hausarzt nach einem Praktikum vorstellen. Des Weiteren besteht ein sehr hohes Arbeitsaufkommen und die Bezahlung ist sicherlich schlechter als bei einem Facharzt.
Für mich ist die Allgemeinmedizin sicherlich das abwechslungsreichste und auch das interessanteste Fachgebiet der Medizin. Kein Tag ist gleich. Man sieht Patienten von alt bis jung, vom Herzinfarkt bis zur Mittelohrentzündung, von banalen Infekten bis zum Hexenschuss. Die Hauptaufgabe ist sicherlich unter den vielen Patienten am Tag die schweren Erkrankungen herauszufiltern und dementsprechend zu überweisen bzw. zu behandeln. So kann sich oft hinter einem „harmlosen Oberbauchschmerz“ ein Herzinfarkt verstecken, und diesen zu erkennen, ist bei unserem sehr hohem Patientenaufkommen oft nicht ganz leicht.
Wie schwierig gestaltet sich die Koordination der Patienten in der Pandemie? Sind die Patienten verunsichert oder gar ängstlich in Bezug auf das Coronavirus?
Dr. Trattner:
Am Anfang der Corona-Zeit war unser Alltag nicht ganz optimal. Wir hatten viel zu wenig Schutzausrüstungen und leider sind auch einige Kollegen an einer COVID-Infektion erkrankt. Am Anfang bestand noch eine sehr große Unsicherheit bei den Patienten, jedoch hat sich diese sehr gut gelegt. Die meisten Patienten wissen, dass sie nicht mit Fieber bzw. grippeähnlichen Symptomen in die Ordination kommen sollen, und rufen zuerst in der Ordination an. Danach wird entschieden, ob eine Testung notwendig ist. Insgesamt funktioniert dies mittlerweile sehr gut. Wie sich jedoch der kommende Winter entwickeln wird, ist noch unklar. Ich würde mir erhoffen, dass Schnelltests bald vorhanden sind, damit wir in der Ordination selbst testen können und ein Ergebnis in nur wenigen Minuten vorliegt. Dies würde sicherlich einiges erleichtern.